Anatomie & Funktionen der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas, ist eines der menschlichen Organe im Bauchraum. Sie liegt quer im Oberbauch hinter dem Magen, in direkter Nähe zu Duodenum (Zwölffingerdarm), Gallenblase, Leber und Milz. Die Bauchspeicheldrüse ist die größte Drüse des menschlichen Körpers. Genau genommen besteht sie aus zwei Drüsen: der exokrinen und der endokrinen.

Die exokrinen Drüsenanteile mit ihren Zellen, den sogenannten Azini, machen den Großteil der Bauchspeicheldrüse aus. Azinuszellen produzieren Enzyme, die in den Verdauungstrakt geleitet werden und für die Verdauung von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen elementar sind. Damit spielt der exokrine Anteil der Bauchspeicheldrüse eine zentrale Rolle bei der Nahrungsaufnahme.

Die endokrinen Drüsenzellen, die in sogenannten Langerhans-Inseln organisiert sind, finden sich vorwiegend im hinteren Teil der Bauchspeicheldrüse, dem sogenannten Pankreasschwanz. Ihre Aufgabe besteht vor allem in der Blutzuckerregulation des Körpers. Sie sind der Hauptproduktionsort von Insulin, das sie über benachbarte Kleingefäße direkt ins Blut weiterleiten. Zur Erklärung: Wir nehmen mit der Nahrung Kohlenhydrate zu uns, die zu Glukose abgebaut werden. Glukose ist eine wichtige Energiequelle für den Menschen und wird mit Hilfe von Insulin aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen. Damit ist die Bauchspeicheldrüse ein wesentliches Organ zur Feinjustierung des Blutzuckerspiegels im Organismus.

Was ist Bauchspeichel­drüsenkrebs?

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist ein maligner (bösartiger) Tumor der Bauchspeicheldrüse, der durchschnittlich ab dem 70. Lebensjahr, teilweise auch schon ab dem 40. Lebensjahr auftritt. Die in Fachkreisen als „Pankreaskarzinom“ bezeichnete Erkrankung wurde im Jahr 2018 bei rund 19 000 Menschen in Deutschland diagnostiziert. Das bedeutet, dass jährlich einer von etwa 4 400 Menschen in Deutschland an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt.

Bauchspeicheldrüsenkrebs steht unter den 10 häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland bei Frauen an 9. Stelle und bei Männern an 8. Stelle. Prognostischen Berechnungen zufolge wird Bauchspeicheldrüsenkrebs bis zum Jahr 2040 die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache werden.

Welche Ursachen & Risikofaktoren gibt es?

Warum gerade Sie oder Ihre Angehörige bzw. Ihr Angehöriger an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, lässt sich in der Regel zuverlässig nur schwer ermitteln. Ganz selten wird die Neigung zur Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs vererbt. Auch in solchen Fällen kann ein Auslöser nur schwer identifiziert werden.

Grundsätzlich werden folgende Risikofaktoren mit der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung gebracht:

Übergewicht/Adipositas
 

Rauchen
 

häufiger Alkoholkonsum
 

Chronische bzw. vererbte (hereditäre) Pankreatitis

chronische bzw. vererbte (hereditäre) Pankreatitis

Diabetes mellitus
 

familiäre Belastung für Tumorerkrankungen:

  • mind. zwei an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte Verwandte ersten Grades
  • andere Krebserkrankungen in der eigenen Vorgeschichte oder der Familie (z. B. Brustkrebs, Prostatakrebs, Eierstockkrebs)

Wie sehen mögliche Warnsignale aus?

In frühen Stadien von Bauchspeicheldrüsenkrebs bleibt die Erkrankung oft unentdeckt, da sie häufig beschwerdefrei verläuft oder die Beschwerden zu unspezifisch sind, um sie einzuordnen zu können. Als mögliche Warnsignale des Bauchspeicheldrüsenkrebs gelten folgende Symptome:

unerklärlicher Gewichtsverlust

tiefsitzende Oberbauchschmerzen, die gürtelförmig in den Rücken ziehen können

Rückenschmerzen

Fettstühle (Steatorrhoe)

plötzlich auftretende Blutzuckerentgleisungen / Diabetes

depressive Verstimmung

Diese Symptome können nicht nur bei einem malignen (bösartigen) Tumor, sondern auch bei entzündlichen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse auftreten, z. B. der chronischen oder akuten Pankreatitis. Bestehen oben genannte Symptome hartnäckig über einen längeren Zeitraum, so ist eine weitergehende medizinische Abklärung über die Hausärztin/Internistin oder den Hausarzt/den Internisten angebracht.

Wie wird Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert?

Selten wird Bauchspeicheldrüsenkrebs im Zuge einer Routineuntersuchung entdeckt. In den meisten Fällen wird der Tumor infolge lange bestehender Symptome wie z. B. Rückenschmerzen, Gewichtsverlust und zunehmender Gelbfärbung diagnostiziert. Zum Zeitpunkt der Diagnose werden fast zwei Drittel der Fälle in einem fortgeschrittenen, unheilbaren Stadium erfasst. Bei Verdacht auf das Vorliegen von Bauchspeicheldrüsenkrebs stehen verschiedene medizinische Untersuchungsmethoden zur Verfügung.

Ergänzend zu einer Blutuntersuchung, die den Tumormarker CA 19-9 enthalten sollte, empfiehlt sich orientierend eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Abdomensonographie).

Diagnostische Untersuchungen im Überblick:


Die Ultraschalluntersuchung durch die Bauchdecke ist eine Routineuntersuchung und ist in jeder Arztpraxis verfügbar. Sie erlaubt eine zuverlässige Untersuchung der Leber, um Tumorabsiedlungen eines möglicherweise vorliegenden Pankreaskarzinoms zu erkennen. Der Einsatz eines Kontrastmittels erhöht die Aussagekraft nochmal deutlich. Die Beurteilung der Bauchspeicheldrüse kann indes durch den darüber liegenden luftgefüllten Magen erschwert sein.


Diese Röntgenuntersuchung, die in aller Regel mit einer Kontrastmitteleinnahme und -injektion kombiniert wird, erlaubt eine deutlich bessere Beurteilung der Bauchspeicheldrüse, Leber und anderer Bauchorgane als die Sonographie. Sitz und Größe eines Tumors sowie eventuelle Metastasen lassen sich gut dar- und feststellen.


Eine PET-CT stellt die Kombination zweier Untersuchungsarten in einem Gerät dar, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und der Computertomographie (CT). Die PET ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, bei der schwach radioaktiver Zucker (18F-FDG) in die Armvene gespritzt wird. Weil Tumorzellen einen sehr hohen Zuckerbedarf haben, können bei der gleichzeitig durchgeführten CT diese Stoffwechselvorgänge anatomisch im Körper exakt zugeordnet und Tumoren sowie Metastasen sehr gut identifiziert werden.


Dieses bildgebende Verfahren arbeitet nicht mit Röntgenstrahlung, sondern Magnetfeldwirkungen. Ihre Aussagekraft ist der der CT-Untersuchung vor allem bei kleinen Tumoren der Bauchspeicheldrüse und/oder kleinen Metastasen in der Leber überlegen. So wird heutzutage vor einer Operation eines Pankreaskarzinoms eine MRT-Untersuchung empfohlen.


Bei dieser Form des Ultraschalls wird über Magen und Dünndarm eine Ultraschallsonde an die Bauchspeicheldrüse geführt. Mit dieser Ultraschalltechnik können aufgrund der unmittelbaren Nähe des Ultraschallkopfes zur Bauchspeicheldrüse selbst kleine Tumoren entdeckt werden. Die EUS gehört zur Routineuntersuchung vor einer Operation, um den Bezug des Tumors zu den umliegenden Gefäßen besser beurteilen zu können. Über die EUS kann auch eine Biopsie aus dem Tumor entnommen werden.

Biopsie: Unter Ultraschallkontrolle wird eine feine Nadel durch die Bauch- oder Magenwand an den Tumor geschoben und Zellmaterial entnommen, das anschließend unter dem Mikroskop untersucht wird.


Bei dieser Untersuchung können über ein flexibles dünnes Endoskop Proben aus dem Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang entnommen werden. Die ERCP wird beim Pankreaskarzinom mittlerweile sehr selten zur Diagnosesicherung eingesetzt. Sie hat jedoch einen zentralen Stellenwert in der Behandlung der Gelbsucht durch beispielsweise tumorbedingte Engstellen des Gallengangs.

Haben Sie selbst oder eine Angehörige/ein Angehöriger die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhalten, ist es ratsam, sich zunächst eine Zweitmeinung einzuholen. Mehr dazu lesen Sie hier.


 

 

Quellen
Anne S. Quante et al. (2016): Projections of cancer incidence and cancer-related deaths in Germany by 2020 and 2030. URL: doi.org/10.1002/cam4.767, abgerufen am 23.09.2022.
Palma Pelaj (2022): Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Hg. Journal Onkologie. URL: https://www.journalonko.de/thema/­lesen/bauchspeicheldruesenkrebs­_pankreaskarzinom, abgerufen am 14.07.2022.
Pancreatic Cancer Europe: 10 Warnsignale des Bauchspeicheldrüsenkrebses.
TEB Kompass Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ratgeber für Patienten und Angehörige. Hg. TEB e.V. Selbsthilfe 2017.
TEB e.V. Selbsthilfe: Informationsmappe 2 – Pankreaskarzinom. 3. Auflage, April 2020.
Therapiebegleiter Onivyde für Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs. Hg. SERVIER Deutschland GmbH, S. 8–9.
Zentrum für Krebsregisterdaten (2021): Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Hg. Robert Koch Institut, Berlin. URL: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/­Krebsarten/Bauchspeicheldruesenkrebs/­bauchspeicheldruesenkrebs.html, abgerufen am 22.07.2022.